3. April 2025 / Aus aller Welt

Hobbygärtner atmen auf: Der Superschnecke ist es zu trocken

Im vergangenen Jahr ließ eine Nacktschnecken-Art etliche Hobbygärtner bundesweit verzweifeln. Damals war es im Frühjahr extrem feucht - diesmal ist es extrem trocken. Macht das einen Unterschied?

Die anhaltende Trockenheit hat Nacktschnecken zu schaffen gemacht. (Archivbild)

Im vergangenen Jahr dominierte sie viele Diskussionen auf Gartenplattformen, diesmal starten Hobbygärtner wohl mit einer Verschnaufpause in die Saison: Zwar waren erste kleine Nacktschnecken vielfach schon zu sehen, die anhaltende Trockenheit im Februar und März hat ihnen aber wie etlichen anderen Tierarten zu schaffen gemacht.

«Zwar starten die Populationen von einem relativ hohen Niveau, aber es ist davon auszugehen, dass sie sich aufgrund der Trockenheit nicht so rasant entwickeln werden», erklärte Markus Pfenninger vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt. Viele Jungtiere fielen der Trockenheit direkt zum Opfer. Zudem werde dadurch die mögliche Zeit für die Nahrungsaufnahme eingeschränkt, was die Tiere langsamer wachsen und sich später vermehren lasse.

Spanische Wegschnecke - bei Hobbygärtnern nicht gerade beliebt

Wenn mühsam angezogene Pflänzchen über Nacht bis auf den Stumpf weggefressen werden und sich glitzernde Schleimbänder über Beete und Töpfe ziehen, war wahrscheinlich sie am Werk: die Spanische Wegschnecke. Fachname Arion vulgaris, auch Große Wegschnecke genannt. Sie kommt vielerorts vor - ausgerechnet in Spanien aber nur ganz vereinzelt, wie Forschende in den vergangenen Jahren herausfanden.

«Schlimm» hatte Michael Schrödl von der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) das Ausmaß im vergangenen Jahr genannt. Im vergleichsweise feuchten Jahr 2023 waren die Populationen angewachsen und hatten im erneut feuchten Frühjahr darauf so richtig losgelegt. Manche Hobbygärtner sammelten täglich Dutzende bis Hunderte der Nacktschnecken ab.

Wettlauf um mehr Wachstum

Trockenheit im Frühjahr hemme die meisten Nacktschnecken, erklärte Schrödl, inzwischen im Ruhestand. Je länger sie im Boden vergraben bleibe, desto weniger Grünfutter könne Arion vulgaris seinen Erfahrungen nach aufnehmen und desto langsamer seien Wachstum und Entwicklung. «Allerdings gilt das Hemmnis je nach Grad und Dauer der Trockenheit abhängig von weiteren Faktoren wie Art und Standort auch für die Pflanzen.» Es sei schwer zu beurteilen, wer letztlich mehr gehemmt werde und den Wettlauf gewinne.

Arion vulgaris, die Superschnecke

Trockener Rasen und gekieste Wege mögen für andere heimische Nacktschnecken ein Problem sein, nicht aber für Arion vulgaris. Sie vermehrt sich Experten zufolge schneller, frisst mehr und setzt sich notfalls zum Fressen in die pralle Sonne, ohne Schaden zu nehmen.

Zumindest in Südwest-Deutschland gibt es die Art wohl schon länger. Anders als lange angenommen wurde sie nach aktuellem Forschungsstand nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch Obst- und Gemüseimporte von der Iberischen Halbinsel eingeschleppt.

Seit den 1960er-Jahren taucht sie vermehrt und immer weiter nördlich und östlich auf, oft in hohen Dichten. Zum Leidwesen von Gärtnern handelt es sich um wahre Superschnecken: Die bräunlich-rötlichen Tiere können hervorragend klettern, Hochbeete sind kein Problem für sie. Zu hängenden Gefäßen seilen sie sich am Schleimfaden ab. Salat und Gemüse können sie aus Dutzenden Metern Entfernung riechen.

Fressen mag sie fast niemand

Zudem zeigen Erbgutanalysen, dass sich Arion vulgaris stark mit anderen Arten mischt und sich auf diese Weise womöglich immer neue günstige Eigenschaften für die jeweilige Umgebung aneignet. Und als wäre das alles nicht genug: An einer ausgewachsenen Spanischen Wegschnecke haben - von Indischen Laufenten abgesehen - kaum Fressfeinde Interesse.

Jungschnecken vertilgende Tiere wie Igel, Kröten oder bestimmte Laufkäfer wiederum gibt es immer weniger in deutschen Gärten. «Arion vulgaris ist ein Profiteur der Einöde in den Gärten», wie Schrödl einmal sagte.

Am Rande bemerkt: Bei aller Gärtnerqual ist ein Faktor, der schnell vergessen wird: Arion vulgaris ist im Garten durchaus auch nützlich, weil sie Kot und Kadaver beseitigt und Kompostierungsprozesse auf Trab gebracht werden.


Bildnachweis: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
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