Die europäische Raumfahrtbehörde Esa hat ihren Erdbeobachtungssatelliten «Biomass» zur Vermessung der Wälder gestartet. Um 11.15 Uhr hob auf dem Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana die Vega-C-Rakete ab, wie eine Live-Übertagung aus dem Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt zeigte. Um 12.27 Uhr stellte das Kontrollzentrum den Kontakt zum Satelliten her. Die Sonde soll in den kommenden Jahren Daten und Modelle für die Wissenschaft liefern. Trockenheit, Klimawandel und Schädlinge machen heimischen Wäldern zu schaffen. Anderenorts werden große Flächen gerodet. Die Esa will mit der neuen Mission die grüne Lunge der Erde besser verstehen. Bäume speichern das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) - weniger Bäume bedeuten mehr Treibhausgas in der Atmosphäre und damit eine höhere Erderwärmung. Dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zufolge gibt es bislang nur Schätzungen, wie viel Waldbiomasse weltweit vorhanden ist. «Ihre Größe ist jedoch entscheidend, um die globale Erwärmung genau zu berechnen. Das dient dazu, die Folgen des Klimawandels vorherzusagen und geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen», heißt es dort auf der Homepage. Genau hier gibt es beim Verständnis Lücken. Der Mensch produziere CO2 bei der Verwendung von Kohle, Öl oder Gas, sagt der «Biomass»-Missionsmanager der Esa, Klaus Scipal. Das gehe in die Atmosphäre und Wälder holen einen Teil dieses CO2 wieder raus. «Der Prozess, der dahintersteht, wird noch nicht so richtig gut verstanden.» Der ganze Mechanismus - wo geben Wälder CO2 ab, wo nehmen sie CO2 auf - das sei das, was man mit dieser Mission verstehen wolle. Ein Ziel der Mission sei, die Waldbiomasse zu bestimmen und das auf globaler Ebene. Das Hauptziel der Mission sei, die Rolle der Wälder im globalen Kohlenstoffkreislauf zu verstehen. Die Sonde hat laut Scipal nur ein einziges Instrument an Bord, ein neuartiges Radar. Man könne mit Satelliten auch jetzt schon Waldrodungen erkennen. «Man weiß aber nicht, welche Masse der Wald hatte und wie viel Kohlenstoff dort gespeichert war.» Mit «Biomass» und dem Radar soll sich das ändern. Dann seien Aussagen darüber möglich, wie viel die Waldmasse zurückgehe. Hoffentlich könne so am Ende der Missionslaufzeit von fünfeinhalb Jahren bestimmt werden, wie viel die Biomasse zu- oder abgenommen habe, so Scipal: «Wir wollen hauptsächlich für Klimamodelle Daten liefern.» Mit einer Kamera sehe man natürlich immer nur die Oberfläche. Auch vom Wald, da sei halt alles grün. «Man weiß nicht, wie hoch sind die Wälder, wie schauen die Wälder aus, wie schaut die Struktur aus», erklärt Scipal. Mit Radarwellen, speziell den Radarwellen, die in dem Satelliten verwendet würden, dringe man hingegen in den Wald ein. «Das heißt, wir können durch Wolken schauen, wir können aber auch in den Wald hineinschauen und dringen bis zum Boden hinunter. Mit dieser Technik können wir zum Beispiel dreidimensionale Bilder vom Wald erstellen, also dreidimensionale Modelle.» Die Esa ist bei der Erdbeobachtung nach eigenen Angaben führend. Eine Reihe von Satelliten untersucht mittlerweile Photosynthese, Wolken, die Entwicklung der Wasserstände und der Eisschichten oder das Magnetfeld, um später frei verfügbare Daten für die Wissenschaft bereitzustellen. «Wissenschaft hört nie auf. Wenn man mal anfängt, da was zu erforschen, dann kommt man auf alle möglichen Fragestellungen und da gibt es natürlich noch viele weiße Flecken», sagt Scipal. Dabei scheint auch ein langer Atem nötig: «Biomass» sei 2005 das erste Mal vorgeschlagen worden, sagt Scipal. «Wir haben jetzt 20 Jahre gebraucht, bis die Mission gestartet wird.» Wenn der Satellit ausgesetzt wird, ist es am Anfang wie eine «Intensivstation», sagt der für das Esa-Erdbeobachtungsprogramm verantwortliche Nicolaus Hanowski. Er sei dann erstmal komplett neuen Bedingungen ausgesetzt und alle Systeme stehen auf Rot. Die erste Frage sei immer, produziert die Sonde eigenständig Energie, um die Batterien zu laden? «Sonst stirbt er.» Ein weiterer anspruchsvoller Akt sei das tagelange Ausfalten der mehrere Meter großen Reflektorantenne, sagt der Leiter des Kontrollzentrums, Simon Plum. In dieser Zeit könnten keine Manöver mit dem Satelliten geflogen werden, zum Beispiel wegen Weltraumschrotts. Der Satellit soll im Verlauf der Mission laut Scipal sechsmal die Wälder vermessen. «Es dauert ungefähr neun Monate, bis wir eine globale Karte vom Wald erstellt haben.» Nach dem Start soll er in einer Höhe von 666 Kilometern fliegen. Die Kosten für den Satelliten und die gesamte Mission belaufen sich auf knapp 500 Millionen Euro. Wälder bedecken dem DLR zufolge mit 40,6 Millionen Quadratkilometern knapp ein Drittel der eisfreien Landfläche unseres Planeten und sind wegen der Photosynthese ein «überlebenswichtiges Organ». Nach dem im Oktober vergangenen Jahres vorgestellten Waldzustandsbericht wurde 2023 weltweit eine Waldfläche fast in der Größe Lettlands zerstört. Fast 96 Prozent der gesamten Entwaldung habe in tropischen Regionen stattgefunden.Warum soll der Wald vermessen werden?
Wie erfasst der Satellit die Biomasse?
Wozu braucht es Erdbeobachtungssatelliten?
Gibt es noch knifflige Momente?
Welche Daten gibt es zu «Biomass»?
Wie steht es um den Wald?
Bildnachweis: © -/ESA/ATG medialab/dpa
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Satellit «Biomass» gestartet - Er soll Wälder vermessen
Sie sind die grüne Lunge der Erde und speichern Treibhausgase. Einige Fakten sind aber über Wälder auf unserem Planeten unklar. Das will die Esa ändern und hat einen neuen Satelliten ins All gebracht.
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