8. März 2025 / Aus aller Welt

«Alfred» erreicht Australien - Heftige Schäden befürchtet

Wirbelsturm «Alfred» hat vor der Ostküste Australiens deutlich an Kraft verloren. Doch der Wind ist nicht das Schlimmste - befürchtet werden vor allem verheerende Überschwemmungen durch Starkregen.

Bis zu neun Meter hoch türmten sich die vom Wirbelsturm aufgepeitschten Wellen.
von dpa

Er war erst als Zyklon vor Australiens Ostküste eingestuft: Doch Wirbelsturm «Alfred» hat an Stärke verloren und ist als tropisches Tiefdruckgebiet auf Land getroffen. Das Zentrum des Unwetters befand sich am Samstagabend (Ortszeit) etwa 55 Kilometer nordöstlich der Millionenmetropole Brisbane, wie der staatliche Wetterdienst mitteilte. 

Dort waren seit Tagen verheerende Schäden befürchtet worden. Bereits die ersten Ausläufer des Wirbelsturms hatten die Küste mit heftigem Dauerregen überzogen, Flüsse über die Ufer treten lassen und ganze Straßenzüge unter Wasser gesetzt. Zwar erreichten die Windböen längst nicht so hohe Geschwindigkeiten, wie zeitweilig angenommen. Dennoch wurden Hausdächer abgedeckt, Bäume und Strommasten umgerissen. 

Gefahr droht aber vor allem wegen der erwarteten Wassermassen: Mancherorts seien binnen 48 Stunden mit bis zu 800 Liter Regen pro Quadratmeter zu rechnen, hatte der staatliche Wetterdienst zuvor gewarnt - das wäre ein Vielfaches der selbst bei schweren Gewittern üblichen Menge. Zum Vergleich: In Berlin fallen pro Jahr insgesamt 581 Liter Regen pro Quadratmeter.

Tausende Menschen wurden von den Behörden aufgefordert, die betroffenen Gebiete in den Bundesstaaten Queensland und New South Wales verlassen zu verlassen.

Ein Toter und Verletzte

Am Samstag bargen Rettungskräfte nahe dem Ort Dorrigo im Nordosten des Bundesstaates New South Wales die Leiche eines Mannes. Es handle sich möglicherweise um einen 61-Jährigen, der am Freitag mit seinem Auto in einen Fluss geraten und mitgerissen worden sei, teilte die Polizei mit. Australiens Premierminister Anthony Albanese sprach auf der Plattform X von «tragischen Neuigkeiten». Bei einem Unfall mit zwei Militärfahrzeugen südlich von Brisbane seien zudem mehrere Militärangehörige verletzt worden, teilten die Streitkräfte mit, einige davon schwer. Sie waren wegen des Wetters im Einsatz.

«In den kommenden Stunden wird es noch schlimmer werden. Wir müssen wachsam bleiben. Dies ist ein sehr ernstes Wetterereignis», warnte Albanese. «Er wird an diesem Wochenende und in den darauffolgenden Tagen weiterhin starke Winde, heftige Regenfälle, Überschwemmungen und gefährliche Bedingungen im Südosten von Queensland und im Nordosten von New South Wales mit sich bringen.»

Hunderttausende Haushalte ohne Strom

Für die Bewohner der beiden Bundesstaaten ist es eine ungewohnte Bedrohungslage - seit 50 Jahren hat kein Zyklon mehr die Küste der dicht besiedelten und auch bei Touristen beliebten Region erreicht. Dass sich das herabgestufte Tiefdruckgebiet nur noch langsam fortbewegt, ist dabei kein Grund zur Entwarnung. Im Gegenteil: Weil sich die mit Wasser vollgesogenen Wolken dadurch länger am gleichen Ort ausregnen, sei der potenzielle Schaden umso größer, warnte Meteorologin Christine Johnston im Sender ABC.

Noch bevor das Tiefdruckgebiet auf Land traf, fiel in mehr als 300.000 Haushalten der Strom aus. Premier Albanese kündigte an, die Regierung werde Generatoren in die Region bringen lassen, um die Stromversorgung wieder herzustellen - das könne allerdings dauern. Die meisten Schulen, Supermärkte, Straßen und Flughäfen waren ohnehin geschlossen und Hunderttausende Sandsäcke verteilt worden, damit die Menschen ihre Häuser und Geschäfte sichern konnten. Wie erfolgreich die Vorkehrungen waren, wird sich wohl erst nach dem Wochenende zeigen. Nach ersten Eindrücken schienen sich die befürchteten Horrorszenarien aber nicht zu bestätigen.

Darf ein Sturm wie der Regierungschef heißen?

Das Unwetter hat auch eine politische Note: Gemäß der üblichen Namensregeln hätte der Zyklon eigentlich «Anthony» heißen sollen. Da in Australien aber Parlamentswahlen anstehen und Albanese um seine Wiederwahl bangen muss, wurde dem Wirbelsturm letztlich doch nicht der Vorname des Premiers verpasst - und man entschied sich lieber für «Alfred».


Bildnachweis: © Dave Hunt/AAP/dpa
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